Liebe Jakobusfreunde,
wenige Tage nach dem festlichen Eintreffen aller autorisierten Pilgerstäbe in Santiago des Compostela sind dann die Stäbe mitsamt der Goldenen Bücher am 24. September 2010 in Le Puy-en-Velay angekommen, wo sie für spätere Zeiten in einer Ausstellung zugänglich sein sollen. An diesem letzten Fest von EUROPA COMPOSTELA 2010 habe ich teilgenommen.
Nach einer Frühmesse in der Kathedrale und einer anschließenden symbolischen Pilgerwanderung von 9 km mit den Stäbern und Büchern auf Le Puy zu strömen die Pilger durch die Jakobsgasse in die Stadt ein. Ich erwarte gebannt die beiden Stäbe, welche auch durch unser Wirkungsgebiet gelaufen waren. Mit großer Freude eilte ich einer Pilgerin mit dem Stab Nr. 1 entgegen. Oben auf mit Knauf und am Schaft unter den vielen Bändern versteckt die Städteabzeichen Köln, Luxemburg und Trier ist er leicht zu erkennen. Ihn zu berühren, ist mir großes Bedürfnis. Seit ich ihn zum ersten Mal in der Hand hatte, war er fast 3000 km weit von immer anderen Pilgern getragen worden, die genau wie ich eine Beziehung zu ihm aufgebaut hatten.
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In der Hand von Evelyne Stuter, Herz und Motor der elsässischen Jakobsfreunde, werde ich Stab Nr. 6 gewahr. Ihn zu sehen, ist eine Genugtuung für mich, konnte ich ihn doch auf seinem Weg zwischen Mainz und Wissembourg nicht begleiten.
Im Rathaus versammelt man sich zu einem Festakt. Wieder einmal ist die Rede von Maria Guerra zu Herzen gehend. Die Präsidentin der französischen Föderation der Gesellschaften der Jakobswege, Paris, würdigt die Anstrengungen der Jakobspilger und ihrer Organisationen für das Zustandekommen dieser europäischen Pilgerbewegung und geht auf die verbindenden Erfahrungen ein auf dem langen Weg auf das gemeinsame Ziel hin. Delegationen verschiedener Länder sind zugegen, meist aber Franzosen, keine Spanier, ein Portugiese, Höllander, Schweizer. Ich bin die einzige Deutsche und werde von Bernard Denner unter die Fittiche genommen, der als Organisator der Eröffnungsfeierlichkeiten in Straßburg und Ansprechpartner für Deutschland eine wichtige Person für uns geworden war.
Nach dem Festakt im Rathaus folgen kulturelle Angebote. Wichtig war für mich vor allem das Zusammensein mit den französischen Jakobsfreunden aus dem Elsaß, die zahlreich gekommen waren und einen guten Zusammenhalt untereinander haben. Es war schön, sie alle wieder zu sehen, die ich auf dem Eröffnungsfest in Straßburg kennen gelernt hatte.
Höhepunkt am nächsten Tag ist der Festgottesdienst in der Kathedrale. Alle Träger der Stäbe im blauen EUROPA COMPOSTELA T-Shirt folgen dem Bischof und seinem Gefolge in einer Prozession durch das Gotteshaus. Pilgerstäbe und Goldene Bücher werden vor dem Altar abgelegt. In seiner bilderreichen Predigt spricht Bischof Henri Brincard davon, daß die Teilhabe an der Mannigfaltigkeit den Reichtum Europas ausmache, was während des gemeinsamen Pilgerns im Heiligen Jahr auf besondere Weise erfahrbar geworden sei. Er verbindet christliches Leben mit sich auf den Weg machen: mit dem Herzen auf ein Ziel hin zu streben, ultreia, immer weiter – bis wir in den Armen Jesu landen…
Pilgerstäbe und Goldene Bücher sind vorerst bei den Jakobusfreunden von Le Puy untergebracht. Sobald die Stadt die Räume des Mittelalter-Museums hergerichtet haben wird – das könnte noch ein Jahr dauern – sollen sie in einer Dauerausstellung für die Öffentlichkeitt dort zugänglich sein. Dann gibt es die Möglichkeit, in aller Ruhe die Goldenen Bücher zu studieren, vielleicht gerade solche, die die einzelnen Etappen durch die eigene Heimat widerspiegeln und die Botschaften auf dem Weg davor und danach enthalten.
Im Anschluss an ein gemeinsames Mittagsessen stattet uns Bischof Henri Brincard einen Besuch ab. Als Anerkennung für die geleisteten Beiträge zu EUROPA COMPOSTELA 2010 überreichte er den Vertretern aller französischen Jakobusgesellschaften ein Pilgerbuch. Er schließt auch unsere Gesellschaft ein und folgt gern der Bitte nach einer Widmung, z.Tt. in Deutsch „In Freundschaft“. Der Pilgerführer befindet sich in unserer Bibliothek (s. Internet). Nach einer herzlichen Rede des Danks durch Maria Guerra verfallen wir in einen Freudentanz…
Die Fotos mögen Ihnen einen Eindruck von diesem Abschlussfest für EUROPA COMPOSTELAN 2010 geben.
Das Heilige Jahr 2010 sollte nicht zu Ende gehen, bevor nicht der Papst Benedikt VI. Santiago seinen Besuch abgestattet hat. Es geschah am 6. November. Einige von uns haben die Feierlichkeiten am Fernsehen mitverfolgt.
Der feierliche Abschluß des Heiligen Compostelanischen Jahres ist das Schließen der Heiligen Pforte am 31. Dezember im Anschluß an einen Festgottesdienst. Auch bei diesem Ereignis waren Vertreter unserer Gesellschaft zugegen: Hildegard Becker-Janson, unsere neue Vizepräsidentin, und Birgit Heinrich, unsere Rechtsberaterin.
Rückblick: In diesem Heiligen Jahr hat unsere Gesellschaft viel bewirkt, wie Sie aus den vielfältigen Aktivitäten ersehen haben, von denen ich berichten konnte.
Ihnen, liebe Jakobspilgerfreunde, Zuversicht und Freude im neuen Pilgerjahr.