Trage die Sonne auf die Erde!
Du Mensch bist zwischen Licht
Und Finsternis gestellt.
Sei ein Kämpfer des Lichtes.
Liebe die Erde!
altpersischer Spruch des Zarathustra
Liebe Pilgerfreunde,
ein wenig verspätet, so wie ich angekündigt hatte, geht Ihnen dieser Rundbrief zu. Er entstand in den Tagen zwischen Michaeli (29.Sept.) und dem Tag der deutschen Einheit, einem Zeitraum im Jahreslauf, der diesen Erzengel sowie die neuere Geschichte unseres Volkes in den Vordergrund rückt.
Wenn man auf dem Weg von Metz nach Le Puy in Beaune Station macht und dort das berühmte Hôtel Dieu, der Museumsbesuch ist unbedingt empfehlenswert, kann man in einem Nebenraum des Hospizes das aus insgesamt 9 Tafeln bestehende Polytychon von Roger van der Weyden, gemalt um 1450 für den Krankensaal, bewundern. In seiner Mitte sehen Sie den oben eingefügten Teil, der Michael mit der Waage zeigt.
Landauf, landab ist Michael mit Schwert, seinen Fuß schachhaltend auf des Ungeheuers Kopf gestellt, bekannt. Der Hl. Georg als Drachentöter ist ihm als tapferer, menschlicher Helfer zugesellt. Es geht um den Kampf zwischen Gut und Böse. Michael bleibt Sieger. Gut zu wissen. Wie aber fechten wir gegenwärtig und alltäglich die großen und kleinen Auseinandersetzungen mit uns selber und miteinander, mit Gut und Böse, aus? Wie antworten wir auf Hässlichkeit, Lüge und Gewalt? Da bietet uns Michael mit der Waage in der Hand vielleicht eine brauchbare Lösung. Die Drachen sind rar geworden. Mit der Waage wissen wir umzugehen, sie sucht das Gleichgewicht. Gegen das Böse können wir Menschen nicht gewinnen. Wir sind zu schwach. Wir sollen eventuell das Böse gar nicht besiegen. Denn dann wäre es aus mit der Freiheit. Nur im Spannungsfeld der beiden Pole liegt unsere Möglichkeit des freien Willens. Und Böses mit Bösem bekämpfen? Daraus ist noch nie etwas Gutes geworden. Böse + Böse = 2 x Böses, da gibt es keine andere Rechnung. Aber dem Negativen das Positive entgegensetzen, die andere Schale füllen, das schafft Ausgleich oder sogar Übergewicht in der anderen Schale. So kann uns der Erzengel Lebenshilfe sein. Ist nicht gerade die deutsche Einheit auf diese Weise gelungen? Einem totalitären Regime mit Friedensgebeten und Montagsspaziergängen, mit leuchtenden Kerzen in den Händen begegnen. Beharrlich und allmählich wachsend trugen sie den nie für möglich gehaltenen Sieg davon, ein einiges, freies Land! Für mich auch heute noch ein echtes Wunder. Wir können also mehr als fleißig, gründlich, erfolgreich sein und andere Völker dominieren, wir Deutsche. Wir können auch geistreich mit Leib und Seele für das Gute einstehen. Und wir können zudem die Vorzüge unserer Nachbarn ringsherum erkennen, achten, von ihnen lernen und partnerschaftlich-freundschaftlich den Umgang pflegen. Die Jakobuspilger allemal, begann durch die europäischen Pilgerwege doch das Begreifen von Einheit eines Kontinentes. Wir waren und sind auf dem Weg nach Santiago de Compostella auf die Gastfreundschaft anderer Völker angewiesen und dürfen sie anderen Völkern erteilen. Eine gute Dimension unserer Gesellschaft!
Das Projekt „barrrierfreies Pilgern“ entwickelt sich stetig weiter. Es hat Sponsoren gefunden, es gibt einen ansprechenden Flyer. Dem Projektkoordinator Martien van Pinxteren und seinem Helferstab geht es konkret um einen ausgewiesenen, barrierefreien Weg von Worms über Frankenthal-Ludwigshafen/Oggersheim – Schifferstadt – Speyer – Germersheim – Herxheim nach Bad Bergzabern – Hornbach und/oder Lauterbourg mit Verlängerung nach Straßbourg. Dazu gehören die Beschilderung, Beschreibung und Veröffentlichung. Angedacht ist die weitere Anbindung nach Mainz. Das Konzept beruht darauf, dass regionale Teams die Strecke festlegen, Probleme erkennen und lösen, die erforderlichen Genehmigungen einholen und ihren Abschnitt beschildern. Ergänzend wird der Weg in einem Begleitheft beschrieben und mit praktischen Informationen für Pilgerinnen und Pilger mit Behinderung versehen. (Hinweise auf entsprechende Restaurant, Hotels, öffentliche Toiletten)
Fast 40 Menschen folgten am 22. September der grenzüberschreitenden Einladung unserer lothringischen Schwester-Gesellschaft zu einer Drei-Länder-Eck Wanderung. Unmittelbar hinter der Grenzbrücke zwischen Luxembourg, Frankreich und Deutschland wurden die Teilnehmer in der buchstäblichen Morgenfrische mit Kaffee und Kuchen umsorgt. Alle wanderten miteinander zur Kirche von Sierck-les-Bains. Der Gottesdienst war so gut besucht, dass es an Sitzplätzen mangelte. Mit der anschließenden Wanderung nach Montenach (einige kamen mit dem Auto hin) mit Rucksackverpflegung, sachkundiger Führung durch das Naturschutzgebiet, mildem Sonnenschein und fröhlichen Menschen, eilte der Tag dahin und bleibt gerne in Erinnerung.
Am 28. September tagte das Präsidium im Freilichtmuseum von Bad Sobernheim. Neben Berichten und einem Erfahrungsaustausch hatten sich die Regionalgruppen-Vertreter und der Vorstand mit Jakobswegen in Verbindung mit Artenschutzprojekten zu befassen. Zwei Dinge, die vom gesunden Menschenverstand und der Liebe zur Natur her gesehen prima zusammen passen. Im Detail werfen sie aber viele Fragen juristischer und praktischer Art und Unsicherheiten auf. Nach vielen, auch kontroversen Gesprächen und verschiedenen Standpunkten im Vorfeld ist es in dieser Sitzung gelungen, das Thema zu einem für alle Seiten sehr befriedigendem Abschluss zu bringen.
Am Nachmittag wurde dann in einem der Museumsgebäude unsere Wanderausstellung „Pilgern verbindet“ feierlich eröffnet und konnte innerhalb von 2 Tagen von tausenden Besuchern wahrgenommen werden.
Nochmals darf ich auf die Einladung der Regionalgruppen Mittelrhein und Vulkaneifel hinweisen, am 6. Oktober am 1. Pilgertag die 1. Etappe auf dem linksrheinischen Weg von Köln nach Wesseling zu erwandern, hinweisen. Treffpunkt ist spätestens 7:45 Uhr im KVB-Bahnhof Wesseling Mitte. Es folgt eine gemeinsame Fahrt mit der S-Bahn zum Kölner Hauptbahnhof. Um 9:00 Uhr Hl. Messe im Kölner Dom, nach 18 km bei jedem Wetter und mit Rucksackverpflegung findet die Wanderung mit einem Impuls in St. Germanus in Wesseling ihren Abschluss. Um verbindliche Anmeldung wird gebeten, offene Fragen werden beantwortet unter Mail: michaelkaise@gmx.de.
Am 12.10. lädt die Regionalgruppe Hunsrück ein, wieder ein kleines Stück des Ausoniusweges unter die Füße zu nehmen. Die Wanderung beginnt um 16.00 Uhr an der evangelischen Kirche in Hochscheid mit einer ökumenischen Andacht, führt leichte 10 km bis nach Hundheim Bassinghett, wo sie mit einem kleinen Imbiss ausklingt. Anmeldung erbeten bei: R Litzenburger, Tel.: 06536 93.33.10 oder P. Schommer, Tel.: 06533 95.75.20
Zum Abschluss des Pilgerjahres lädt die Regionalgruppe Schaumberg zu einer etwa 8 km langen besinnlichen Wanderung am 26.10 um 13:00 Uhr an dem Misssionshaus in St. Wendel ein. Um 16:00 Uhr wird eine ökumenische Andacht mit Dankgebet in der Kapelle des Arnold-Jansen-Gymnasiums gefeiert. Ein geselliger Abschluss im Restaurant „Hofküche“ lässt Tag und Pilgerjahr angenehm ausklingen. Anmeldung bitte bis 21.10 unter Mail: hantke-rainer@t-online.de. Die während der oben erwähnten Präsidiumssitzung in einer kleinen Pause vereinbarte engere Kooperation zwischen RG Schaumberger Land und RG Bliesgau/Obere Saar wurde auch schon gleich in die Tat umgesetzt, als Rainer Hantke zwei Tage später auch alle Mitglieder der südlichen Nachbargruppe einlud.
Ich möchte noch auf zwei Muschelsteinsetzungen im November aufmerksam machen:
Am 9.11. um 14:30 wird am Hauptportal des Mainzer Domes ein Stein gesegnet und eingeweiht, ein ansprechendes Rahmenprogramm ist in der Entwicklung, ich werde Ende Oktober darüber berichten können.
Am 16.11. wird im Rahmen der Jahreshauptversammlung und des 15jährigen Bestehens der Les Amis de St. Jacques en Alsace um 15:00 Uhr auf dem Odilienberg ein Stein gesegnet und gesetzt werden.
Abschließend darf ich noch meine diesjährige Pilgerwanderung erwähnen, die mich von Conques nach Toulouse geführt hat. Ich wollte von der Via Podensis zur Via Tolosana wechseln, womit ich nach wenigen Stunden den viel bewanderten Weg über Figeac, Cahor, Moisac nach St.Jean-Pied-de-Port verließ und auf verschiedene GRs geführt wurde. Landschaftlich geprägt durch den Fluss Aveyron, der mal gemächlich seicht Städte durchquert, mal in tiefen Schluchten Gebirgsbach-Charakter annimmt, war ich oft auf schmalen Pfaden, Feldwegen, kaum befahrenen Ladstraßen stets alleine unterwegs. Nahezu von Tagesetappe zu Tagesetappe wurde ich abends in wahrlich mittelalterliche Dörfer und Städte geführt, höchst lebendig und in ihrer Bausubstanz und Struktur weitgehend erhalten. Romanische Baukunst ist allerorten reich zu bestaunen und zieht viele Touristen an. Toulouse mit seiner uralten Geschichte bis jenseits der Zeitenwende, der romanischen Basilika St. Sernin und dem Grab des Hl. Thomas von Aquin im dominikanischen Kloster der Jakobiner mit seinem berühmten gotischen Deckengewölbe, der alten Pont Neuf, seinen vielen schönen Plätzen und Gebäuden, dem quirligen, südlichen Leben der viertgrößten Stadt Frankreichs wusste mich zu begeistern. Erfüllt und dankbar, reich beschenkt auch mit schönen Erlebnissen durch freundliche, interessierte und hilfsbereite Menschen nehme ich gerne wieder meine Alltagspflichten auf.
Ich grüße Sie